- Streuobstwissen
Lebensraum
Landkreis Bayreuth
- Lebensraum
Ökologie & Landschaft
Charakteristisch für Streuobstwiesen ist die gleichzeitige Nutzung sogenannter Hochstämme zur Obsterzeugung und des krautigen Unterwuchses als Mäh- bzw. Heuwiese oder Viehweide. Auch Acker als Unternutzung ist möglich, in Franken aber eher selten anzutreffen.
Streuobstwiesen gelten als Hotspots der Artenvielfalt! Über 5.000 Tier- und Pflanzenarten finden hier ein Zuhause. Als Übergang zwischen Wald- und Offenlandbiotop sind sie ökologisch wertvolle Lebensräume. Höhlenbewohner wie Garterotschwanz, Wendehals oder Gartenschläfer finden in den Baumhöhlen alter Obstbäume eine Nistmöglichkeit. Im stehenden und liegenden Totholz tummeln sich Käfer, Wildbienen und Wespen. Die Wiese darunter wird oft extensiv bewirtschaftet, wodurch zwei „Lebensraumetagen“ bestehen. Dieser Strukturreichtum sorgt dafür, dass eine Vielzahl an Lebewesen einen für sich passenden Lebensraum finden. Streuobstwiesenschutz ist aktiver Artenschutz!
Landkreis Bayreuth
Boden-, Klima- & Gewässerschutz
Das dichte, ganzjährig vorhandene Wurzelgeflecht von Bäumen und Unterwuchs hält Wasser und Erde auf der Fläche und verhindert – insbesondere in Hanglagen – Bodenerosion und Nährstoffeintrag in Grund- und Oberflächenwasser.
Obstbäume und Grünland binden das Treibhausgas CO2. Das Obst von Streuobstwiesen wird meist regional verarbeitet und vermarktet. Das heißt, es hat kurze Transportwege und damit eine bessere Klimabilanz als Flugobst aus Übersee. Streuobstbestände wirken zudem ausgleichend auf das Kleinklima. Beispielsweise spenden sie Schatten und bieten Windschutz.
Landkreis Bayreuth
Landschaftsbild & Kulturgut
In Franken prägen vielerorts noch Streuobstwiesen und markante Einzelbäume die Kulturlandschaft und machen sie für Einheimische, Erholungssuchende und Touristen attraktiv.
Seit März 2021 zählt der Streuobstanbau zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe! Über Jahrhunderte hinweg entwickelten sich bestimme Anbaupraktiken und Pflegetechniken, die unsere heutige Kulturlandschaft prägen. Etablierte Sorten wurden von Generation zu Generation weitergegeben und so gibt es heute eine Vielzahl an alten Apfelsorten, die an die regionalen Umweltbedingungen angepasst sind.
Landkreis Bayreuth
- Lebensraum
Arten auf der Streuobstwiese
Die Bäume selbst beheimaten Tiere und werden von Moosen, Flechten und Baumpilzen besiedelt. Aber nicht nur die Bäume sind wertvolle Lebensräume. Vor allem das Grünland darunter macht die Streuobstwiesen so artenreich. Die häufig extensive Nutzung durch seltene Mahd oder Beweidung erhöht die Struktur- und Artenvielfalt. Dabei hat jede Bewirtschaftung ihre Vorteile. Während vor allem Insekten und Vögel von offenen Bodenstellen und Trittschäden von beispielsweise Rindern oder Schafen profitieren, gedeihen auf zweischürigen Mähwiesen zahlreiche Gräser- und Kräuter, die von Tagfaltern besucht werden. In den hohen Stengeln leben und überwintern Insekten und sie sind Rückzugsort für Kleinsäuger wie Igel und Feldhase. Mit einem Mosaik aus verschiedenen Strukturen kann sich ein artenreicher Lebenraum entwickeln.
Landkreis Bayreuth, Hornisse: Alena Vogt
Tipps zur Förderung der Artenvielfalt:
- stehendes und liegendes Totholz auf der Fläche belassen
- Beweidung oder späte Mahd der Fläche ab Juni/Juli, Abfuhr des Mahdguts, im Idealfall Verwendung eines Messermähwerks
- Nicht Düngen oder Mulchen, Verzicht auf Pestizideinsatz
- Anbringen von Nistkästen (Infos dazu finden Sie beim LBV oder NABU)
- Strukturen fördern: Totholzhaufen, Steinmauern oder -haufen; Hecken; offene Bodenstellen; Anlage von wechselnden Altgrasstreifen
- weite Pflanzabstände
Einen interessanten Flyer zum Thema Förderung Lebensraum Streuobstwiese gibt es vom Landschaftspflegeverband Bamberg unter folgendem Link https://lpv-bamberg.de/wp-content/uploads/2024/09/Lebensraum-Streuobstiwese-Biologische-Vielfalt-foerdern.pdf
Im Vogelreich finden sich auch manche „Klassiker“ der Streuobstwiese. Vor allem Höhlen- und Halbhöhlenbrüter kommen hier auf ihre Kosten. Spechtarten wie Wendehals, Grünspecht und Buntspecht bewohnen Baumhöhlen und finden an lichten Bodenstellen Insekten als Nahrung. Vor allem Ameisen stehen auf dem Speiseplan zur Jungenaufzucht – der Grünspecht erbeutet bis zu 2.000 Stück pro Tag!
Während Haus- und Gartenrotschwanz und Spechtarten wie Grün- und Buntspecht noch recht häufige Bewohner im Landkreis Bayreuth sind, trifft man den Wiedehopf nur noch sehr vereinzelt an. Der Steinkauz ist überwiegend in Mittel- und Unterfranken verbreitet.
Fotos: © M. Püls: Grauspecht, Steinkauz, Hausrotschwanz, Wendehals, Grünspecht, Buntspecht; © P. Kramer Gartenrotschwanz; © W. Feuerabendt: Wiedehopf